Eine Frage tauchte im letzten Herbst kurz hintereinander mehrmals auf. Dann kamen Reisen, Weihnachten, Feiertage, Familienzeit. Danach erst einmal wieder in Gang kommen, Frühjahrsputz in Büro und Computer und die Projekte des neuen Jahres vorbereiten.
Allmählich komme ich wieder in meinem normalen Rhythmus.
Und jetzt erinnere ich mich an zwei Gespräche, die ich im letzten Herbst führte: sowohl ein Mann als auch eine Frau fragten während des Coachinggesprächs dieselbe Frage:
„Wieso lasse ich das eigentlich mit mir machen?“
Die Frage weist in die richtige Richtung. Zu Anfang einer Auseinandersetzung mit einer Konfliktsituation spielt meistens der Blick auf den anderen die größere Rolle. Damit geht die Frage einher: „Wieso machst du das mit mir?“.
In der tieferen Untersuchung des Konflikts geht dann der Fokus eher nach innen. Man beginnt sich selbst zu hinterfragen und den eigenen Beitrag zu der Situation zu untersuchen, in der man gelandet ist.
Innenschau ist immer ein entscheidender Baustein bei der Lösung von Konflikten. In dem Moment, in dem ich mich frage, was mein eigener Beitrag zum Konflikt gewesen ist, beende ich mein Opferdasein. Indem ich akzeptiere, dass ich selbst auch „Täter“ bin, werde ich handlungsfähig.
Handlungsfähigkeit bedeutet, die Situation neu bewerten und anders lösen können. Der Täter agiert, während das Opfer reagiert. Solange man sich in der Opferrolle aufhält, ist man gebunden an die Verhaltensweisen des Täters. Man fühlt sich ohnmächtig und ist es ihm auch, bis zu dem Moment, in dem man Antworten findet auf die Frage:
„Was habe ich getan oder unterlassen zu tun, so dass es zu dieser Situation kommen konnte?“
Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, wieso jemand sich auf gewisse Weise behandeln lässt. Aber es gibt drei Bereiche in die jeder für sich hinein schauen kann, um hilfreiche Antworten zu finden.
Die zu untersuchenden Bereiche sind Bedürfnisse, Grenzen und Kommunikation. Wenn ich lösungsorientierte Antworten zur Eingangs gestellten Frage „Wieso lasse ich das eigentlich mit mir machen?“ finden will, muss ich mir also folgende Fragen stellen:
Welche Kommunikation habe ich unterlassen?
(Die beiden Fragen lassen sich auch auf die vorher gefunden Antworten bezüglich Bedürfnissen und Grenzen anwenden.)
Wir legen uns viele Begründungen zurecht, warum wir nicht kommunizieren. Es ist der falsche Zeitpunkt, für mich oder den anderen. Ich scheue den Konflikt, die Auseinandersetzung. Möchte ein bestimmtes Bild von mir bzw. von uns aufrecht erhalten (wir sind ein harmonisches Paar).es ist keine Zeit, noch so viel anderes zu tun. Ich will mich nicht über solche Kleinigkeiten aufregen, obwohl sie sich doch mit der Zeit zu großen Haufen auftürmen.
Unter anderem werden in all diesen verschlucken Kommunikationen Interessen und Bedürfnisse zwischen den Partnern vernachlässigt oder sogar vollkommen unsichtbar.
Wer sich nicht traut, zu artikulieren, was ihm nicht passt, was er will oder braucht, sammelt viel Frust ein. Wie dieser Frust abgearbeitet wird ist persönlichkeitsabhängig. Der eine wird depressiv, der andere passiv aggressiv. Andere reagieren permanent unzufrieden und wieder andere suchen einfach nach neuen „problemloseren“ Partnern.
Um eine dauerhafte und freundschaftliche Beziehung zu führen, ist Freundschaft mit sich selbst eine notwendige Vorausetzung. Dazu gehört, seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kennen und angemessen artikulieren können.
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