Aufmerksamkeit

So machen Sie Ihre Paarbeziehung dauerhaft und erfüllend

Gegenseitige Aufmerksamkeit ist Voraussetzungen für eine langlebige und vertrauensvolle Ehe Für fast alle verheirateten Paare gilt die ausgesprochene oder unausgesprochene...

Gegenseitige Aufmerksamkeit ist Voraussetzungen für eine langlebige und vertrauensvolle Ehe

Für fast alle verheirateten Paare gilt die ausgesprochene oder unausgesprochene Hoffnung, dass die Ehe ein Leben lang hält. Die Statistiken sprechen gegen diese Erwartung. Die durchschnittliche Ehe übersteht mittlerweile kaum noch die ersten sieben Jahre. Besonders stark wird in langlebigen Paarbeziehungen der Faktor gegenseitiger Aufmerksamkeit vernachlässigt.

In diesem und den folgenden Artikeln will ich beschreiben, wie mehr Aufmerksamkeit die Grundlage für eine dauerhafte und erfüllende Partnerschaft schaffen können.

Wann haben wir aufgehört einander Aufmerksamkeit zu schenken?

Das Einfache ist das Schwierige: Wie verschafft man sich genügend Zeit um miteinander zu sprechen? Es ist eine zwingende Notwendigkeit sich ausgiebig miteinander zu unterhalten und geduldig zuzuhören. Leider wirken unsere Lebensumstände dieser Notwendigkeit entgegen. Geschwindigkeit, Leistung und gesellschaftliche Verpflichtungen vermindern die zur Verfügung stehende Zeit für vertrauensvolle Paargespräche.

Der Mangel an Zeit für vertrauensvolle Gespräche ist der Beginn eines Teufelskreises. Wir hören einander nicht ausreichend zu. So entstehen Missverständnisse. Missverständnisse verursachen Verletzungen, die ihrerseits Zurückhaltung nach sich ziehen. Wer sich zurückhält, führt kein vertrauensvolles Gespräch mehr. Und wieder von vorn…

Es ist nur eine Form des respektvollen Umgangs miteinander, sich gegenseitig zu Ende zuzuhören. Leider gehören Unterbrechungen, sich gegenseitig ins Wort fallen, sich falsch verstehen wollen und die Worte des anderen zu verdrehen zu den üblichen Respektlosigkeiten zwischen Ehepartnern.

Sich selbst verstehen um verstanden zu werden

Oft genug verstehen wir einander nicht, weil es zu mühsam erscheint, unsere Gedanken erst zu ordnen bevor wir unmissverständlich kommunizieren können. Es macht auf den ersten Blick mehr Mühe, sein eigenes Innenleben zu verstehen und in Klarheit zu kommunizieren, als dem anderen Vorwürfe zu machen.

Bequemlichkeit im Umgang mit der eigenen Unklarheit ist Gift für das Vertrauen. Wo jedoch Vertrauen zerstört wird, nehmen die Bindekräfte ab. Hat diese Zerstörung der bindenden Kraft ein gewisses Maß erreicht, wird es immer schwieriger den Dialog fortzusetzen bzw. neu zu beginnen. Es beginnt ein Grabenkrieg, bei dem der eine dem anderen zuruft er solle sich zuerst zeigen. Aber keiner traut sich, weil das Vertrauen fehlt.

Haben Sie jedoch Ihre innere Klarheit entwickelt, so entsteht daraus robustes Selbstvertrauen. Wer weiß, was er fühlt und was er will, braucht keine Rüstung und keinen Angriff als Verteidigung. Im Gegenteil: wer weiß, was er fühlt und was er will, kann sich damit zeigen, ohne die Reaktionen des anderen zu fürchten.

Innere Klarheit ist nichts anderes als emotionale Autonomie. Das große Missverständnis in Paarbeziehungen ist die heimliche Erwartung, dass der andere uns die Arbeit der inneren Reifung abnehmen sollte.

Wir sind jedoch nicht für die innere Reifung unseres Gegenübers zuständig, sondern für die eigene. Treibt es uns auf die Palme, was der andere tut oder sagt, können wir mehr Einfluss über die Situation gewinnen, wenn wir uns die eigenen emotionalen Automatismen anschauen, die zur Eskalation führen, als dass wir versuchen, dem anderen sein Verhalten abzugewöhnen.

Der Preis der individuellen Liebe

Moderne Paarbeziehungen müssen einen mächtigen Spagat aushalten. Einerseits wollen wir unsere Liebe frei wählen und uns nicht von Konventionen, Vernunft oder Traditionen leiten lassen. Andererseits gibt es archaische Erwartungen an Versorgung und Sicherheit. Nur wenige Menschen sind bereit, den Preis zu bezahlen, den es kostet, seine Liebe frei wählen zu dürfen.

Wir haben keine traditionellen Muster oder Vorgaben mehr, die das Leben zwischen Mann und Frau strukturieren und organisieren. Wir haben keine Männer-bzw. Frauengemeinschaften, die uns durch gleichgeschlechtliche Solidarität in Krisensituationen auffangen. Insbesondere Männer haben nur noch selten einen besten Freund, der Glück und Leid teilt und ein ausgleichendes Korrektiv darstellt.

Das bedeutet, dass wir in jedem Moment vollkommen alleine zuständig sind für das Gelingen der Paarbeziehung. Dies ist eine große Herausforderung, die, wenn sie angenommen wird, zu tiefer Verbundenheit und Freundschaft führen kann. Sie verlangt jedoch eine Schulung der Aufmerksamkeit auf das, was in uns und in unserer Beziehung in jedem Moment geschieht, die an das Bewusstseinstraining fernöstlicher Kampfsportarten erinnert.

Die Kunst des Liebens üben

Beziehungsfähigkeit fällt nicht vom Himmel. Wie im Kloster mehrmals täglich zum Gebet gerufen wird, damit Mönche und Nonnen ihre Beziehung zu Gott erneuern, so müsste der Mensch, der Ehepartner fürs Leben sein möchte, mehrmals täglich innehalten und seine Beziehungsfähigkeit erneuern. Das bedeutet, sein Denken mit seinem Fühlen in Einklang zu bringen und dann, dem Gefühl folgend, in einer Weise zu agieren, die die Beziehung heilt und stärkt.

Das Gefühl der Liebe ist die Folge einer Öffnung des Herzens. Daher ist es im Moment des Verliebens stark und im späteren Ehealltag meist schwächer fühlbar. Werden das Sich-Öffnen und das Fühlen vernachlässigt, schwindet die Wahrnehmung für die Liebe. Das Fühlen benötigt Zeit und Vertrauen. Die Kultivierung des Fühlens steht in unserer Zeit nicht hoch im Kurs. Einer meiner Mentoren nannte es einmal „Barfuß gehen, in einer Welt, in der die Menschen Stiefel tragen.”

Freundschaft zwischen Ehepartnern ist eine starke Grundlage für eine langlebige Partnerschaft. Die Pflege einer Freundschaft benötigt Achtsamkeit und Geduld. Betrachten Sie Ihre Partnerschaft einmal aus diesem Blickwinkel. Gehen Sie freundschaftlich genug miteinander um? Was könnten Sie tun, um Ihrer Freundschaft mehr Ausdruck zu verleihen?

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