Liebe aus Klarheit

Was ist männliche Essenz?

Grönemeyer wollte es wissen, alle Frauen wollen es wissen: Was ist ein richtiger Mann? Bienvenue à la Queste del Saint Gráal...

Männliche Essenz finden, bedeutet die Suche nach dem eigenen Gral zu starten und es gibt eine Anleitung dazu.

Männliche Essenz: Stille

Grönemeyer wollte es wissen, alle Frauen wollen es wissen:
Was ist ein richtiger Mann?
Bienvenue à la Queste del Saint Gráal…

Vor kurzem fragte mich ein Freund, ob ich denn nicht meine Männlichkeit verlieren würde, bei so viel Frauenversteherei. Es käme ihm so vor, als wolle ich die Frauen besser verstehen als sie sich selbst. Auf beides kann ich mit »Nein« antworten.

Ich wage nicht zu behaupten, alles zu verstehen, was meine Frau will und sagt. Allerdings kann ich aus Erfahrung sagen, dass es einen erheblichen Effekt hat, sich Mühe zu geben, so viel wie möglich zu verstehen. Warum?

Die Kunst des Frauenverstehens beginnt beim Männerverstehen, für Männer genauer gesagt: beim Sich-Selbst-Verstehen. Wissen Sie, warum Sie manchmal in miesepetrige Stimmung geraten, aus der Sie nicht so richtig rauskommen? Erleben Sie Streß im Beruf und lassen ihn an Frau oder Kindern aus? Haben Sie ab und zu das Gefühl, immer haarscharf am Eigentlichen vorbeizusteuern? Haben Sie vergessen, was Ihre »Message« für die Welt ist? Sie haben keinen Kontakt mehr mit »Ihrem Gral«.

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Das Mittelalter wird oft als finster bezeichnet, doch hat es nicht nur einzigartige Kathedralen sondern auch einen heute noch aussagekräftigen Mythos hervorgebracht: die Parzivalssage. Eine der ersten Erscheinungsformen war die altfranzösische Queste del Saint Gráal, die Joseph Campbell in Reflections on the Art of Living zitiert:

In der Geschichte von Sir Galahad stimmen die Ritter überein, sich auf eine Suche zu begeben, jedoch, es für ehrlos haltend in einer Gruppe auszureiten, betrat »jeder den Wald an diesem oder jenem Punkt, dort wo er ihnen am dichtesten erschien, jeder jedoch an solchen Plätzen, wo sie keinen Weg oder Pfad vorfanden.«

Männliche Essenz finden, bedeutet die Suche nach dem eigenen Gral zu starten und es gibt eine Anleitung dazu. Die Gralssuche (Queste = Suche) ist das zentrale Thema der Parzivalgeschichte des Wolfram von Eschenbach (~1170-1220). Deren Einzigartigkeit besteht insbesondere darin, dass sie einen Weg aufzeigt, das eigene Seelenheil in der Auseinandersetzung mit der Welt zu erlangen ? unabhängig vom Segen der Kirche. Der Gral ist ein Symbol für den aus eigener Kraft erworbenen Zugang zur Quelle der Erneuerung von Lebendigkeit und Mitgefühl.

Weiblich und männlich lassen sich als Pole verstehen, deren Anziehungskraft aufeinander umso größer wird, je stärker die ihnen eigene Besonderheit gelebt wird. Diese Polarität durchzieht aber auch jeden einzelnen Menschen in sich. Die Attribute des Weiblichen bekommen in unserer Kultur leider deutlich weniger Wertschätzung als die des Männlichen. Geradlinigkeit, Durchsetzungskraft oder Entscheidungsstärke stehen hoch im Kurs. Dagegen werden Empfindsamkeit, Mitgefühl, gefühlsbetontes und intuitives Handeln immer wieder als irrational diffamiert und als unmännlich abgetan. Männliche Essenz verbindet Klarheit mit Mitgefühl, Kraft mit Einfühlungsvermögen, Streitbarkeit mit Weitblick.

In »Der Verrat am Selbst« macht der Autor Arno Gruen klar, dass Männer versuchen, Hilflosigkeit bei sich selbst und bei anderen abzuwehren, weil sie darin einen Ausdruck von Schwäche und Mangelhaftigkeit sehen. Das Individuum ist verunsichert durch die Wahrnehmung von Hilflosigkeit und entscheidet sich gegen Emphatie, gegen Mitgefühl und Verständnis. Gruen schreibt dazu:

[So] entsteht ein fundamentaler Unterschied im Umgang mit Hilflosigkeit zwischen Männern und Frauen. Wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, dass dieser Unterschied hauptsächlich darin liegt, dass Frauen im allgemeinen realistischer, wirklichkeitsoffener sind als Männer. Sie sind in dem Sinne menschlicher, als sie weniger von ihren Gefühlen abgetrennt, weniger geneigt sind, ihnen durch Abstraktionen zu entfliehen.

Sich selbst zu fühlen, Unsicherheit, Verzweiflung, Ausweglosigkeit bis hin zur Agonie zuzulassen, ist für Männer unhaltbar. Auch der Verweis auf den wichtigsten Mann der westlichen Geschichte, Jesus, und seine Worte »Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?« entlastet scheint's nicht. Mit Aktionismus und (Selbst-)Beherrschung soll die Hilflosigkeit kaschiert werden, die ihre Wurzel im verlorenen Kontakt zur eigenen Essenz hat.

Wo findet man männliche Essenz? Sie ist hinter der Unsicherheit versteckt. Es gibt keinen Weg außen herum. Sie zu finden heißt, an der dunkelsten Stelle in den Wald einzutauchen, dort wo noch nie zuvor jemand gegangen ist. Wenn Sie einen Weg gehen, den schon jemand anders gegangen ist, ist das ein Hinweis darauf, dass dies nicht Ihr Weg ist.

[figure class="c-figure c-figure--right" caption="Der Heilige Gral"]Der Heilige Gral[/figure]

Ein Mann der sich Zugang zu seiner Essenz verschafft, entwickelt Weisheit und Mitgefühl. Auf dem Weg dahin ist er sicher genug geworden, seiner eigenen immer wieder auftauchenden Unsicherheit freundlich zuzustimmen. In gewisser Weise ist er zu sich selbst so großherzig wie eine liebevolle Mutter. Damit entlastet er auch seine Partnerin ungemein, die das für ihn eben gerade nicht sein soll. Er ist sich seiner Grenzen bewusst, er weiß um seine irdische Endlichkeit und er handelt aus dem Bewusstsein der Zerbrechlichkeit der gegenständlichen Welt und ihrer Bewohner.

Männliche Essenz ist still, klar und liebevoll. Ein Mann der seine Essenz stärken will, sucht die Einsamkeit ohne Ablenkungen. Er nutzt das Alleinsein, um sich immer tiefer mit der Frage auseinanderzusetzen: Was ist es, was ich wirklich will? In der Tiefe der Stille findet er heraus, welche Menschen ihm wichtig sind und was er für sie tun kann.

Aus der Kontaktaufnahme mit der Stille schöpft er die Kraft, seine einzigartige Botschaft immer wieder in die Welt zu tragen. Es kann sein, dass die Welt ihn kreuzigen will, weil er eine so unangepaßte Wahrheit gefunden hat, dass sein Handeln herkömmliche Lebensweisen in Frage stellt.

Aber er lebt!

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