Du musst für mich da sein
Unreife Beziehungen
In der unreifen Beziehung fragen sich beide Partner:
„Was kann der andere für mich tun?“
In der reifen Partnerschaft fragen sich beide:
„Was kann ich für den anderen tun?“
An wem liegt es, zuerst reifes Verhalten an den Tag zu legen?
Ich habe bereits darüber geschrieben, dass ein wesentlicher Bestandteil von Reife Frustrationstoleranz ist. Dies gilt auch und insbesondere in Paarbeziehungen.
Nicht selten sind Beziehungen mit der Erwartung verknüpft, der andere sei vor allem dafür da, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Natürlich hängt das Gelingen einer Beziehung auch davon ab, dass gegenseitig Bedürfnisse erfüllt werden. Häufig wird dabei jedoch Geschenk mit Pflicht verwechselt.
In Partnerschaften wird bei der Erfüllung von Bedürfnissen häufig Geschenk mit Pflicht verwechselt.
Partner, die sich miteinander verbunden fühlen, erfüllen gerne und von sich aus Bedürfnisse des anderen. Ist das Gefühl der Verbundenheit schwach, die eigene Bedürftigkeit dagegen groß, wird Bedürfniserfüllung gefordert statt gewährt.
Nähe ist auch Konflikt
Im Beziehungspartner begegnet uns die Welt so nah und unmittelbar wie sonst nirgends. Zu Beginn einer Beziehung ist ja genau das der Grund dafür, den Anderen in sein Leben einzuladen. Wir wollen Begegnung. Wir wollen auch Herausforderung. Aber wir wollen kein Gegenüber, das an unserer Bequemlichkeit rüttelt.
Nun ist aber die Welt nicht immer so, wie wir sie gerne hätten. Und auch Beziehungspartner verhalten sich nicht immer so, wie wir es wollen. Tatsächlich sind sie eigenständige Wesen, die zu eigenen Entscheidungen neigen.
Da entsteht ein Konflikt. Zumindest für den Teil von uns, der gerne Kontrolle darüber hätte, was im Umfeld geschieht. Wir erleben es als Schwierigkeiten, die der andere uns bereitet, wenn er Bedürfnisse nicht zufriedenstellend erfüllt.
Der Unterschied zwischen reifer und unreifer Beziehung
Die unreife Umgangsweise mit diesen Schwierigkeiten ist die Abwehr. Wir fordern vom Anderen sich so zu verhalten, dass wir keine Schwierigkeiten mehr haben. Das ist Kinderdenken.
Die reife Variante schaut nach innen.
„Ich nehme wahr, dass du mir Schwierigkeiten machst. Ich prüfe, wie viel Abstand ich davon wirklich brauche.”
(Das entscheidet nicht die beleidigte Leberwurst.)
„Diesen Abstand nehme ich mir, um von dort aus beziehungsfördernd kommunizieren zu können.”
Die zukunftsorientierte Erweiterung ist das Gespräch.
„Ich bleibe im Kontakt und frage nach, was ich für dich tun kann.”
Das ist auch im Hinblick darauf, auf welche Weise wir selbst dem Anderen Schwierigkeiten bereiten, eine deeskalierende und Verbundenheit schaffende Maßnahme.
Die wichtigste Frage aber bleibt ausgesprochen und unausgesprochen immer:
„Was ist es, das ich für dich tun kann?”
Die wichtigste Beziehungsfrage:
„Was ist es, das ich für dich tun kann?”
Der Welt mitteilen...