Wege aus dem Burnout

Mehr Energie

In einem Artikel über besseres Zeitmanagement fand ich eine interessante Differenzierung, welche Quellen der Energie uns zur Verfügung stehen. Dieser Artikel ist eine inspirierte...

In einem Artikel über besseres Zeitmanagement fand ich eine interessante Differenzierung, welche Quellen der Energie uns zur Verfügung stehen. Dieser Artikel ist eine inspirierte Übersetzung, Erweiterung und Interpretation der dort beschriebenen körperlichen, mentalen, psychischen und geistigen Kraftquellen.

Der Körper muss arbeiten, um sich zu bewegen. Er muss gegen die Schwerkraft angehen, soll sich selbst und Dinge, die er tragen kann, von hier nach da bringen. Ist keine Energie mehr vorhanden, werden wir müde und müssen den Körper ausruhen und mit Nahrung versorgen.

Denkarbeit ist notwendig, wenn Probleme zu lösen sind, Ideen ausgearbeitet werden sollen und Pläne entworfen werden. Sobald die Denkenergie verbraucht ist, verlieren wir die Konzentration und sie muss durch Entspannung und Zuckerzufuhr aus der Nahrungsaufnahme regeneriert werden.

Psychische Arbeit verrichten wir, wenn wir eigene und fremde Gefühle wahrnehmen und verarbeiten. Auf diese Weise erleben und gestalten wir Beziehungen. Haben wir zuviel Anteil genommen an den Gefühlen anderer, benötigen wir Regeneration durch Rückzug und Alleinsein oder auch durch unbeschwertes Spiel.

Geistige Arbeit hat damit zu tun, dem Leben Sinn und Richtung zu geben. Sie entspricht dem Willen, zugunsten höherer Werte aktuelle Impulse zurückhalten zu können. Geistige Arbeit hat also damit zu tun, Ideale in den Blick zu nehmen und den Willen aufzubringen, die Mühe diese Ideale umzusetzen aufzubringen, obwohl überall am Wegesrand Ablenkungen und Irritationen bereitstehen.

Energie befähigt zur Arbeit

Physikalisch gesehen ist Energie die potentielle Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Sie ist überall vorhanden und kann unter den entsprechenden Bedingungen spontan und ungerichtet freigesetzt werden, wie beispielsweise in einem Waldbrand, oder geplant und kontrolliert genutzt werden, wie in einem Kaminfeuer. Der Einsatz von Energie hat gewollte und ungewollte Folgen: der Waldbrand hinterlässt verkohlte Flächen, das Kaminfeuer wärmt das Wohnzimmer.

Für unsere Analogie merken wir uns also:

Energie

  • ist vorhanden;
  • kann willentlich oder spontan freigesetzt werden;
  • hat Folgen, wenn sie eingesetzt wird.

Wenden wir nun diese drei Grundideen auf die vier menschlichen Bereiche Körper, Denken, Psyche und Geist an.

Körperliche Energie

Damit körperliche Energie vorhanden ist muss der Körper mit ausreichend Nahrung und Ruhe versorgt werden. Die Freisetzung der körperlichen Energie geschieht durch den Alltag, Bewegung und Sport. Die Fähigkeit des Körpers sie zu speichern nimmt im Laufe des Lebens ab. Diese Abnahme lässt sich durch Training und Muskelaufbau bremsen aber nicht stoppen.

Die Folgen des Körpereinsatzes: Wir können Aufgaben erledigen, uns von einem Ort zum anderen bewegen, unseren Hobbys nachgehen. Auf diese Weise entsteht aus körperlicher Arbeit häufig psychische Energie: Zufriedenheit, Freude, Glück.

Psychische Energie

Psychische Energie speist sich aus dem Erleben, das Richtige zur richtigen Zeit im richtigen Maß getan zu haben. Komplexe Vorgänge im Hormonhaushalt des Körpers führen in Verbindung mit vielfältigem Erleben dazu, seelisch ausgeglichen und energiegeladen zu sein. In diesem Zustand ist es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Die Fähigkeit sich richtig zu fühlen kann auf jeder Entwicklungsstufe gestört werden. Diese Störungen bleiben manchmal dauerhaft erhalten und erschweren es, mit anderen Menschen empathisch zu sein.

Mentale Energie

Mentale Energie steht uns umso mehr zur Verfügung, je ausgeruhter Körper und Psyche sind. Ist der Körper hungrig oder erschöpft, ist die Psyche unsicher oder aufgewühlt, fällt es schwer, das Denken zu fokussieren.

Fokussiertes Denken dagegen kann Erstaunliches leisten: Komplexe mathematische Gleichungen lösen, philosophische Erörterungen durchführen, Betrugs- und Schadsoftware programmieren. Mentale Energie kann frei eingesetzt werden, unabhängig von Werten, Moral, Rücksicht.

Geistige Energie

In diesem Bereich sind wir nicht besonders zu Hause. Ich unterscheide mental und geistig um deutlich zu machen, dass das Mentale sich nicht um Werte kümmert, das Geistige dagegen Werte gestaltet und damit Orientierung schafft.

Geistige Energie lässt sich aufbauen, in dem wir unsere Frustrationstoleranz üben. Wie alles, was man übt sollte es klein angefangen werden. Ich empfehle manchmal Burnout-Klienten auszuprobieren, sich morgens 5 Minuten lang hinzusetzen ohne etwas zu tun. Nichts tun und Gedanken nur wahrnehmen, aber sie nicht weiter verfolgen.

Zu Beginn dieser Übung kann es sehr deutlich werden, wie viel Unruhe das Denken produziert. Wir erkennen wie gering unsere Kapazität ist, das sprunghafte Denken in seiner ihm eigenen Sprunghaftigkeit wahrzunehmen und in seine Schranken als Werkzeug zu weisen.

Das Denken ist seiner Natur nach ein Werkzeug im Dienste des Geistes. Verfehlen wir die Führung des Denkens durch den Geist, dann treibt uns die Sprunghaftigkeit des spontanen Gedankens durch die Manege des Lebens.

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