Selbstliebe

Nimm mich, wie ich bin

Verständigungskultur Teil 3 -- Drei Schritte um so geliebt zu werden wie Sie sind In den letzten beiden Teile dieser Reihe haben uns damit befasst, welchen Einfluss Achtsamkeit und...

Verständigungskultur Teil 3 -- Drei Schritte um so geliebt zu werden wie Sie sind

In den letzten beiden Teile dieser Reihe haben uns damit befasst, welchen Einfluss Achtsamkeit und die innere Übersetzung von Vorwürfen auf die Paarkommunikation haben. In diesem Teil geht es darum zu erkennen, auf welche Weise Projektionen Bestandteil einer Paarbeziehung sind.

Das Wort Projektion bezeichnet zunächst einfach nur die Abbildung einer inneren Repräsentation auf einer äußeren Fläche. Innere Repräsentation meint im speziellen Fall der Paarkommunikation, die eigenen Gedanken Gefühle und Einstellungen. Die äußere Fläche ist im Fall der Paarkommunikation der Partner, die Partnerin.

Ohne Projektion gibt es kein Gegenüber.

Projektionen sind unabdingbar für menschliche Kommunikation. Im anderen sehen wir das, was wir in uns selbst fremd gemacht haben. Dies gilt im guten wie im schlechten: die Person auf die wir projizieren trägt unsere Sehnsuchtbilder ebenso wie das verhasste und unangenehme.

In Paarbeziehungen ist es nicht selten, dass in der ersten Zeit die Sehnsuchtbilder überwiegen, später dann die Projektionen der Persönlichkeitsanteile, die wir an uns selbst nicht mögen, zunimmt.

Mit Projektion gibt es keine Einheit.

Je mehr es gelingt, im Anderen das zu sehen, was ich in mir selbst fremd gemacht habe, desto größer wird die Liebe und der Andere ein Teil von mir. Solange Projektionen zwischen uns stehen und der Gedanke aufrecht erhalten wird, dass das, was ich im Gegenüber sehe, nichts mit mir zu tun hat und ich ganz bestimmt so nicht bin, gibt es keine Verbindung und keine Verbundenheit. (Hier beginnt jeder Fundamentalismus...)

Selbstliebe -- Sich selbst Erlaubnis geben

Die Lösung des Dilemmas ist das Verständnis dafür, dass unsere Projektionen ein Hilfsmittel sind, um mit dem Anderen in Beziehung zu treten. Der andere ist ein autonomes Wesen. Diese Autonomie wird durch Projektionen eingeschränkt und der Partner als Folie für eigene Befindlichkeiten benutzt. Wer übt, seine Projektionen zurückzunehmen, schenkt dem Gegenüber die Freiheit und gewinnt damit sein Herz.

Drei Schritte um so geliebt zu werden, wie Sie sind:

  1. Machen Sie eine Sammlung von Eigenschaften, die Sie an Ihrem Mann/Ihrer Frau stören und die Sie bewundern. Beispiel: Er/Sie ist ungeduldig. Er/Sie ist sehr großzügig.

  2. Gehen Sie die Liste Punkt für Punkt durch und stellen Sie sich zu jedem Punkt folgende Fragen (Es spielt bei allen drei Fragen keine Rolle, ob die Antwort ja oder nein ist, aber es soll eine gegeben werden):

    a) Darf man so sein?

    Beispiel: großzügig: ja ungeduldig: nein

    b) Darf man wirklich (nicht) so sein? (Je nach dem, wie die Antwort bei der ersten Frage war...)

    Beispiel: großzügig: ja ungeduldig: doch, schon ab und zu

    c) Kann ich mit Gewissheit sagen, dass man so (nicht) sein darf? (dito) Beispiel: großzügig: nein ungeduldig: nein

  3. Nehmen Sie die Projektion zurück und sagen Sie sich im Stillen den folgenden Satz „Liebe/r …, ich habe Dich als Projektionsfläche benutzt, um meine … (die jeweilige Eigenschaft/Verhaltensweise einsetzen) zu ignorieren. Jetzt nehme ich diese Projektion zurück und erkenne an so sein zu dürfen.

    Beispiel: „Liebe/r …, ich habe dich als Projektionsfläche benutzt, um meine Großzügigkeit zu ignorieren. Jetzt nehme ich diese Projektion zurück und erkenne an, dass ich großzügig sein darf.“ „Liebe/r …, ich habe dich als Projektionsfläche benutzt, um meine Ungeduld zu ignorieren. Jetzt nehme ich diese Projektion zurück und erkenne an, dass ich ungeduldig sein darf.“

Diese Anleitung ist leicht misszuverstehen als Erlaubnis, sämtliche unangenehmen Eigenschaften an den Tag zu legen, ohne sich dafür verantworten zu müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Man gibt sich selbst die Erlaubnis so zu sein, nimmt dadurch den Druck aus sich und aus der Beziehung heraus. Dadurch ist weniger Notwendigkeit vorhanden so zu agieren und die Verantwortung bleibt vollständig bei mir. Beispiel: Ich darf ungeduldig sein... und entscheide mich dazu, diese Ungeduld nicht an meiner Familie auszulassen.

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