Dialogfähigkeit

Drei Ideen für besseren Paardialog

Neulich haben wir begonnen mit einem Paar zu arbeiten, das sich in der klassischen Situation befand: Beide wollen mit dem anderen zusammen sein, aber sie haben sich gegenseitig...

Neulich haben wir begonnen mit einem Paar zu arbeiten, das sich in der klassischen Situation befand: Beide wollen mit dem anderen zusammen sein, aber sie haben sich gegenseitig bereits so viele schmerzhafte Dinge an den Kopf geworfen, dass es immer schwieriger wurde, unvoreingenommen ein Gespräch zu beginnen.

Kaum saßen die beiden in unserem Beratungsraum, begann die Frau: „Wir sprechen schon lange nicht mehr richtig miteinander. Mein Mann kommt immer müde von der Arbeit und wenn ich von ihm wissen will, wie sein Tag war, bekomme ich nie eine vernünftige Antwort.”

Er stieg sofort darauf ein: „Ich brauche meine Ruhe, wenn ich nachhause komme. Ich bin den ganzen Tag in Aktion und muß auf jeden Hans und Franz eingehen, der etwas von mir will. Und kaum bin ich da, willst du schon wieder was von mir.”

Das blieb natürlich nicht unbeantwortet: „Was denkst du denn? Dass ich den ganzen Tag nur rumsitze und gar nichts tue?”

Wir decken hier den Mantel des Schweigens über den Fortgang des leider nicht gerade seltenen Dramas. Wenn wir die beiden nicht unterbrochen hätten, wären sie in ihren Alltagsvorwürfen steckengeblieben, genau wie sonst auch.

Freunde hatten den beiden unser Paar-Trainings-Paket „Grundlagen funktionierender Kommunikation” empfohlen. Wir begannen also zunächst damit, die gröbsten Missverständnisse und Kommunikationsfehler zu benennen:

  • „kommt immer müde nachhause” und „nie eine vernünftige Antwort”: Solche Generalisierungen verwenden Frauen häufig, um der Aussage Nachdruck zu verleihen. Beim Mann führen sie in den meistens Fällen dazu, dass er sich ungerecht behandelt fühlt, weil sie nicht völlig der Wahrheit entsprechen. Ausführlicher haben wir diese Thematik in „10 Geheimnisse, die Frauen über Männer wissen sollten” beschrieben.
  • „jeder Hans und Franz”: Mit diesen beiden Hallodris will selbst die geduldigste Ehefrau nicht in einen Topf geworfen werden.
  • „willst du schon wieder was von mir”: Tatsächlich ist es an diesem Tag das erste Mal, dass sie überhaupt das Wort an ihn richtet, da er schon morgens um halb sieben aus dem Haus gegangen war.
  • „Was denkst Du denn?...” Noch während sie spricht, denkt er möglicherweise darüber nach, dass es besser gewesen wäre, noch zwei Stunden länger im Büro zu bleiben, um sich dieses Gezeter zu ersparen.

Zusammenfassend kann man hier drei Verhaltensweisen erkennen, die zu unglücklicher Kommunikation führen: Erstens die Tendenz, sofort auf die Aussage seines Gegenübers zu reagieren, ohne vorher wirklich zu verstehen, was deren Bedeutung und tieferer Hintergrund war. Zweitens die Tendenz, dem anderen direkt oder indirekt Vorwürfe zu machen, anstatt den eigenen Zustand, sein eigenes Fühlen und Erleben mitzuteilen. Und schließlich drittens die Tendenz, ebenfalls verletzend zu sein, wenn man sich durch die Aussage des Partners verletzt fühlt.

Wie können Sie diese drei Fallen vermeiden?
Hier sind drei Punkte für Ihre persönliche Dialogfähigkeit:

  1. Lernen Sie sich selbst besser kennen. Je besser Sie sich selbst kennen, desto mehr verstehen Sie andere. Wenn Sie wissen, wo Ihre eigenen neuralgischen Stellen sind, wächst das Verständnis für die wunden Punkte anderer. Eine große Hilfe zum Verständnis menschlicher Denk- und Handlungsmuster ist das Enneagramm. Als Einstieg in dieses Thema empfehlen wir „Das Enneagramm unserer Beziehungen” von Maria-Anne Gallen und Hans Neidhardt.
  2. Machen Sie sich frei von automatischen Reaktionen. Die unkontrollierte Reaktivität des menschlichen Geistes ist die Ursache aller unproduktiven Auseinandersetzungen — bis hin zu Kriegen. Indem Sie lernen, Ihnen unangenehme Situationen gelassener hinzunehmen, gewinnen Sie Ihren Spielraum zurück und finden leichter zu angemessenen und lösungsorientierten Handlungen. Das ist nicht einfach und geht leichter mit Unterstützung. Wir entwickeln dafür zur Zeit den Selbst-Coaching-Kurs „Gelassenheit im Alltag”, den wir in wenigen Wochen auf unserer Webseite zur Verfügung stellen.
  3. Finden Sie heraus, wer oder was eigentlich verletzt ist, wenn Sie sich angegriffen fühlen. ****Die Angst davor, durch die Reaktionen anderer verletzt zu werden, geht auf Erfahrungen zurück, die wir als Kinder gemacht haben. Unsere Grenzen wurden nicht geachtet und dasselbe unangenehme Gefühl macht sich jetzt breit, wenn jemand unsere Grenzen ignoriert. Als erwachsener Mensch können Sie die Verantwortung für Ihre Gefühle und Reaktionen übernehmen und Sie können Ihrem inneren Kind den Schutz geben, den es früher vermißt hat.

Vor allem aber: Öffnen Sie sich für neue Erfahrungen. Als erwachsener Mensch können Sie sich Ihren Spielraum selbst erweitern. Und das geht schneller und einfacher mit professioneller Unterstützung. Nutzen Sie unsere Angebote Life-Coaching und Paar-Coaching. Stellen Sie sich in Ihre eigene Wahrheit, selbst wenn niemand sie teilt. Das ist genau die Leidenschaft, die unsere Zeit gut gebrauchen kann.

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