Midlife Crisis
Die Langeweile in der Mitte des Lebens
In der Erzählung „Alte Filme” von Klaus Schlesinger konnte ich ein interessantes Gespräch belauschen:
— Und was wäre, spricht Kotte weiter, wenn sich alle Leute plötzlich sehen könnten, wie sie alt sind, ganz am Ende angelangt! Verstehst du, wenn ihnen allen das plötzlich klar würde. Was würden die dann machen.
— Vielleicht aufhören, sagt Jakob hinter ihm.
— Man kann doch nicht einfach aufhören, sagt Kotte.
— Wieso nicht, sagt Jakob. Das ist eigentlich das einzige, was man wirklich kann.
Warum kann man nicht einfach aufhören?
Aufhören weiter so zu leben, wie man jetzt lebt, wenn es einem doch gar nicht mehr gefällt? An vielen Menschen, mit denen wir arbeiten, nagt ein Gefühl von Langeweile und manchmal Sinnlosigkeit angesichts ihres Alltags. Sie sind gründlich ausgebildet und haben gute Jobs, manche haben eine Familie und ein eigenes Haus, sie haben Freunde und gehen interessanten Hobbies nach. Und dennoch gibt es einen Teil in ihnen, der sich leer anfühlt, ungenutzt oder vernachlässigt. Sie suchen nach etwas, das sie manchmal noch gar nicht benennen können — dann fallen Worte wie Erfüllung, Sinn, Zufriedenheit, Aufgabe, einen „richtigen Beitrag” leisten.
„Eigentlich kannst du dir alles ausrechnen”, sagt Kotte, und diese Berechenbarkeit des Lebens macht einen Großteil der Langeweile aus. Die Höhepunkte sind dann der Urlaub, auf den man sich freut, oder eine neue Affäre, die einem kurzzeitig das Gefühl gibt wieder näher am Leben dran zu sein. Doch innen drin rumort er weiter, der diffuse Gedanke nach Ausbruch, Neuanfang, endlich ich selbst sein.
Langeweile und innere Leere sind ein Anzeichen für das Burnout-Syndrom. Im von Herbert Freudenberger beschriebenen Burnout-Zyklus findet man die Beschreibungen der einzelnen Stufen auf dem Weg zum kompletten Burnout wieder: subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen, Rückzug, Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit, innere Leere. Der Weg aus diesem Abwärtsstrudel ist weniger ein Tun als ein Aufhören.
Aufhören. „Das ist eigentlich das einzige, was man tun kann”, sagte Jakob. Stimmt, sage ich und muß dann hinzufügen, daß damit nicht gemeint ist, den Job zu kündigen, die Familie zu verlassen und nach Neuseeland auszuwandern, um dort Schafe zu züchten. Das Aufhören bezieht sich auf die Verleugnung der eigenen Bedürfnisse, die beendet werden sollte. Und zwar der Bedürfnisse des bewußten Wesens, des Selbst oder auch der Seele. Kaum jemand ist sich klar darüber, welchen inneren, oder geistigen Zustand er in seinem Leben erreichen will.
Wissen Sie, was sie wirklich wollen?
Wenn das Spiel „mein Haus, meine Familie, mein Auto, mein Boot, mein Pferd” Sie nicht mehr fasziniert sondern nur noch langweilt, dann haben Sie den ersten Schritt zu sich selbst schon getan. Sie haben bemerkt, dass der Besitz die Seele nicht satt macht. Wir geben Ihnen hier eine Anleitung, wie Sie in Ihrem Alltag wieder mehr Sie selbst sein können.
Begleitend zu der Erarbeitung der folgende Fragen ist es hilfreich, sich eine kontemplative Disziplin zu geben. Dafür entwickeln wir derzeit einen E-Mail-Kurs, der demnächst in unserem Webshop erhältlich ist. Um mehr Sinn im Leben zu finden, empfehlen wir Ihnen allerdings ein ganzheitliches (integrales) persönliches Wachstumsprogramm, das Innen und Außen, individuelles und gemeinschaftliches Erleben umfaßt.
{.alignright} Eine Hilfe für die integrale Persönlichkeitsentwicklung ist das Vier-Quadranten-Modell, das wir aus den Forschungen des amerikanischen Philosophen Ken Wilber abgeleitet haben. Es folgen weitere Beiträge, die sich mit Landkarten des Bewusstseins beschäftigen, u.a. auch mit All Quadrants, All Levels, All Lines (AQAL) von Ken Wilber.
Die folgenden Fragen sind als Anregungen gedacht, sich diese vier unterschiedlichen Bereiche des Bewusstseins vor Augen zu führen.
Beantworten Sie sich die folgenden Fragen:
1. Quadrant: Individuelles, inneres Erleben
- Was wollte ich schon immer einmal tun?
- Welchen Traum habe ich nie verwirklicht? Warum nicht?
- Was kann ich tun, um einen besseren Kontakt zu mir selbst zu haben?
- Wie definiere ich den Sinn meines Lebens?
2. Quadrant: Kollektiver, kultureller Austausch
- An welchen Gemeinschaften, Gruppen bin ich beteiligt?
- Welche Spielregeln gelten dort?
- Welche Ziele verfolgen wir?
- Was kann ich zur Entwicklung dieser Gemeinschaften und Gruppen beitragen?
3. Quadrant: Meßbares, persönliches Verhalten
- Wie behandle ich meinen Körper?
- Was tue ich für meinen Körper?
- Was tue ich für meine geistige Fitness?
- Welche Entspannungsübungen kann ich anwenden?
4. Quadrant: Beitrag zu sozialen Strukturen
- Welche äußeren Strukturen können meinen inneren Weg am besten fördern?
- Wie kann ich diesen Strukturen zu größerer Wirkung verhelfen?
- Welche strategischen Synergien kann ich fördern?
- Warum habe ich da nicht früher dran gedacht?
Die menschliche Persönlichkeit ist vielschichtig und benötigt eine entsprechend differenzierte Ansprache. Jeder von uns kennt Menschen, die es in einem dieser Bereiche übertreiben: Körperfetischisten, Elfenbeinturmdenker, Betriebsnudeln und weltfremde Meditationsfreaks. Wir empfehlen Ihnen eine moderate Entwicklung in allen vier Bereichen. Schauen Sie, welcher Bereich am wenigsten entwickelt ist und beginnen Sie dort.
Der Welt mitteilen...