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3 Prinzipien, den richtigen Weg einzuschlagen

Der Jahreswechsel regt viele dazu Menschen an, sich etwas Neues für ihr Leben vorzunehmen. Zur Festlegung neuer Wege gehört immer auch eine Positionsbestimmung. Vor 15 Jahren stieß...

Der Jahreswechsel regt viele dazu Menschen an, sich etwas Neues für ihr Leben vorzunehmen. Zur Festlegung neuer Wege gehört immer auch eine Positionsbestimmung. Vor 15 Jahren stieß ich auf das nebenstehende Gedicht von Portia Nelson, das beschreibt, wie schwierig es ist, trotz des Wissens um den falschen Weg einen neuen einzuschlagen.

Autobiographie in fünf Kapiteln

1. Ich gehe die Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich falle hinein. Ich bin verloren...Ich bin ohne Hoffnung. Es ist nicht meine Schuld. Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

2. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so, als sähe ich es nicht. Ich falle wieder hinein. Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein. Aber es ist nicht meine Schuld. Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

3. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es. Ich falle immer noch hinein...aus Gewohnheit. Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin. Es ist meine eigene Schuld. Ich komme sofort heraus.

4. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich gehe darum herum.

5. Ich gehe eine andere Straße.

Portia Nelson (1920-2001), amer. Sängerin und Songschreiberin

Erstes Prinzip: Gewohnheiten erkennen und verändern

Gewohnheiten sind der Grund dafür, dass gute Vorsätze schnell vergessen werden. Es gibt drei Ebenen von Gewohnheiten, die unterschiedlich schwer zu verändern sind:

  1. Strategische Handlungen: Diese Gruppe der Verhaltensweisen unterliegt vollkommen der bewussten Kontrolle. Sie werden im Erwachsenenleben aufgegriffen, weil sie sich als wirkungsvoll beim Erreichen bestimmter Ziele erwiesen haben. Ein banales Beispiel ist das pünktliche Aufstehen, um morgens zur Arbeit zu kommen. Trotz Müdigkeit und Lustlosigkeit an manchen Tagen gelingt es einem gesunden Erwachsenen, sich die Konsequenzen anderen handelns klar zu machen und den kleinen Frust des Früh-Aufstehens mit dem großen Frust einer Kündigung abzugleichen.

  2. Bequemlichkeit: Die weitaus größte Gruppe unserer alltäglichen Handlungen lässt sich unter diesem Punkt zusammenfassen. Man ändert nichts, weil es schon immer so war. Man ändert nichts, weil man nicht darüber nachdenken möchte, wie es anders sein könnte. Man ändert nichts, weil man sich die Folgen einer Änderung nicht absehen kann und sich vor ihnen fürchtet.

  3. Automatische Reaktionen: Darunter fasse ich alle Verhaltensweisen zusammen, die uns entfahren, bevor wir sie einer bewussten Prüfung unterziehen können. Sie sind das Salz in der Wunde, wenn es um Paarbeziehungen geht. Die automatischen Reaktionen sind am schwierigsten zu fassen zu bekommen, da sie sehr früh angelegt wurden und mit der Persönlichkeit fast verschmolzen sind. Üblicherweise werden sie von Aussagen wie „So bin ich eben...” begleitet.

Der richtige Weg

Deshalb darfst Du nie vergessen, daß ein Weg nur ein Weg ist. Wenn Du das Gefühl hast, Du solltest ihn verlassen, darfst Du auf keinen Fall auf ihm bleiben. Um so klar zu sein, mußt Du diszipliniert leben. -Nur dann wirst Du wissen, daß ein Weg nur ein Weg ist und daß es daher niemandem schadet - weder Dir noch anderen - ihn zu verlassen, wenn es Dein Herz Dir befiehlt. Aber Deine Entscheidung, den Weg zu verlassen oder ihm zu folgen, muß frei sein von Furcht oder Ehrgeiz. Ich warne Dich. Schau Dir jeden Weg genau und bewußt an. Probiere ihn so oft aus wie Du glaubst, daß es notwendig ist. Dann frage Dich -- und nur Dich -- eine Frage. Die eine Frage, die sich nur ein alter Mann stellt: Mein Wohltäter sagte mir sie, als ich jung war und mein Blut zu aufbrausend, als dass ich sie hätte verstehen können. Jetzt verstehe ich sie.

Ich will Dir die Frage sagen: Hat dieser Weg ein Herz? Alle Wege sind gleich - sie führen nirgendwo hin. Aber der eine hat ein Herz und der andere nicht.

Carlos Castaneda (1925-1998), amer. Anthropologe und Schriftsteller

Zweites Prinzip: Den richtigen Weg wählen

Sind wir also den Gewohnheiten auf den Grund gegangen und haben verstanden, wie unsere automatischen Reaktionen entstehen, dann ergibt sich eine neue Frage: Wie entscheide ich darüber, was richtig und was falsch ist?

Carlos Castaneda hat in „Die Lehren des Don Juan”, ein einfaches Prinzip aufgestellt. Simple but not easy. „Die Lehren des Don Juan” ist ein Hippie-Kultbuch der 70er-Jahre, aus dem nebenstehendes Zitat stammt. Castanedas Prinzip, den richtigen Weg zu wählen stellt nur eine Frage: Ist der gewählte Weg ein Weg des Herzens?

Das könnte man nun kitschig verstehen und damit als esoterisch abtun. (Und würde damit möglicherweise in einer bequemen Haltung bleiben.) Ich schlage jedoch vor, die Frage danach, ob der Weg ein Herz hat, so zu verstehen: Trägt dieser Weg zu meiner persönlichen Reifung bei?

Wenn man sich klar macht, dass das Leben in jedem Fall endlich ist, muss man auch darüber nachdenken in welchem Zustand man sein möchte, wenn es endet. Sobald dieser Zustand halbwegs klar umrissen ist, ergibt sich automatisch die nächste Frage. Da ich nicht weiss, wann ich sterben werde: Was kann ich jetzt tun, um diesem Zustand näher zu kommen?

3. Prinzip: Weggefährten finden

Persönlichkeitsentwicklung ist eine Herausforderung. Nicht nur, dass innere Widerstände die Komfortzone erhalten wollen. Nicht nur, dass automatische Reaktionen so schwer zu fassen sind. Es fehlt vielen Menschen an einer Gemeinschaft, die die neuen Ziele fördert.

Ich bin nicht ich

Ich bin nicht ich -- Ich bin jener, der an meiner Seite geht, ohne dass ich ihn erblicke; den ich oft besuche, und den ich oft vergesse.

Jener, der ruhig schweigt, wenn ich rede, der sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse, der umherschweift wo ich nie bin, der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.

Juan Ramon Jimenez (1881-1958), span. Lyriker -- Literaturnobelpreisträger 1956

Wer immer dieselben Lösungswege versucht, wird auch immer dieselben Ergebnisse erzielen. Das ist eine alte Weisheit. Entscheidender ist aber die folgende Aussage: Wer immer mit denselben Menschen in Kontakt ist, wird immer auf dieselbe Art zwischenmenschliche Beziehungen führen.

Das bedeutet nicht, dass Sie sich sofort trennen sollen. Überprüfen Sie vielmehr, ob Sie mit Menschen zusammentreffen, die dieselben Verhaltensweisen und Einstellungen entwickeln möchten, die Sie in sich stärken wollen.

Das Prinzip der Übungsgemeinschaft trifft nicht nur auf Sportvereine zu. Vielleicht brauchen Sie eine Übungsgemeinschaft für funktionierende Kommunikation, eine für Gelassenheit im Alltag oder eine, die den stillen Zeugen stärkt, wie er im nebenstehenden Gedicht von Juan Ramon Jimenez beschrieben ist.

Das Partnerwerk entwickelt zur Zeit eine neue internetbasierte Übungsgemeinschaft für mehr Gelassenheit im Alltag:

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