Zweite Ehe, großes Glück?

Wie Männer ihre neue Liebe retten können

Foto: Malvivente Schlechtes Gewissen ist ein schlechter Ratgeber. Auch in Liebesdingen. Jeder Mann hat ein schlechtes Gewissen, wenn er seine erste Familie nicht hat zusammenhalten...

Foto: Malvivente

Schlechtes Gewissen ist ein schlechter Ratgeber. Auch in Liebesdingen. Jeder Mann hat ein schlechtes Gewissen, wenn er seine erste Familie nicht hat zusammenhalten können. Selbst wenn er seiner Ex-Frau die Schuld geben sollte, kommt er aus dem schlechten Gewissen gegenüber den Kindern nicht so einfach heraus. Mittlerweile ist es leider fast schon normal, dass eine Ehe auseinander geht bevor die Kinder die Grundschulzeit hinter sich haben. Die Partner sind dann noch jung und hegen meist den Wunsch noch einmal von vorne anzufangen. Neue Liebe, schmerzfreies Glück?

Im Verborgenen wirkt im Mann der Gedanke, ein Versager zu sein. Wir können unserer patriarchalen Prägung nicht entkommen. Und die lautet eben: „Du musst es im Griff haben.“ Der beste Weg mit dieser Prägung umzugehen, ist sie anzuerkennen und wahrzunehmen, welche inneren Konflikte und Gefühle sie entstehen lässt.

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Die natürliche Erwartung von Frauen — und ganz gewiß auch die von Kindern — ist ein sicherer Raum, den der Mann (bzw. der Vater) schafft. Unsere durch und durch materiell geprägt Sichtweise macht uns blind dafür, dass es dabei nicht um ein großes Haus und teure Urlaube geht. Ein sicherer Raum ist eine Präsenz, in deren Gegenwart man sich entspannt, seinen Gefühlen und Gedanken Freiheit geben kann und man sich wahrgenommen, gehört und gesehen fühlt.

Aus meiner Sicht gehen die meisten Ehen daran zugrunde, dass Männer nicht wissen, wie diese Art von sicheren Räumen zu erschaffen ist.

(Ich gebe zu, dass unsere Zeit es für den einzelnen Mann nicht leichter macht, Zeit zur Muße zu haben und den Leistungsdruck draußen zu halten. Wir haben die spirituellen Pausenzeiten abgeschafft und bewegen uns stattdessen auf ein 24/7 Konsumentendasein zu; permanente Verfügbarkeit via Handy und E-Mail wird in ihrer Wirkung kaum hinterfragt. Aber es gibt keine Kirche mehr, die sagt, wann wir Pause machen sollen. Wir müssen für uns selbst sorgen. Das ist Teil der Freiheit des Erwachsenseins, die wir uns als Kinder so gewünscht haben...)

Was muss ein Mann können, um sichere Räume zur Verfügung stellen zu können?

Die zentrale Fähigkeit, die er entwickeln muss, ist bei sich zu sein. Eine Familie ist umso stabiler, je stabiler der Mann in sich selbst ruht. Es scheint, als könne ein stabiler Mann eher eine instabile Frau integrieren als andersherum. Möglicherweise liegt das daran, dass instabile Männer noch weniger fähig sind, sich unterstützen zu lassen. Damit sind wir wieder bei der patriarchalen Konditionierung: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Ein Junge weint nicht. Ein Mann hat alles im Griff und immer eine Lösung parat... .“ ...und muss daher alles mit sich alleine ausmachen. Brutal.

Durch Bei-Sich-Sein wird die Fähigkeit der Unerschütterlichkeit entwickelt. Nicht zu verwechseln mit Unberührbarkeit — im Gegensatz dazu bedeutet Unerschütterlichkeit emotional so sehr in sich zu ruhen, dass Vorwürfe, Betteleien, Nörgeleien und andere Streitangebote unaufgeregt mit freundlicher Klarheit pariert werden können.

Woher bekommen wir nun dieses Bei-Sich-Sein, das zur Unerschütterlichkeit weiterentwickelt werden kann? Entscheidend ist die Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen (!) Bedürfnisse und Bedürftigkeit. Denn genau in dem Moment, in dem ich mit der Bedürftigkeit eines anderen in Form eines Streitangebotes konfrontiert werde, schreit unser inneres Kind auf: „Ich komme doch auch die ganze Zeit zu kurz!!!“ Und schon befinden wir uns im Machtkampf zweier egozentrischer Kinder.

Die Szene ändert sich, wenn es gelingt, das eigene Bedürfnis wahrzunehmen. Das an die Nichterfüllung gebundene Gefühl fühlen und es im besten Falle auch äußern. Der Streit löst sich auf. Verständnis entsteht und damit wird der ursprünglich auf den Partner gerichtete Wunsch nach Gehört- und Gesehenwerden erfüllt.

Es stellt eine erhebliche Selbstbefreiung dar, wenn wir auf einen Vorwurf oder eine Forderung statt mit unserem Kinder-Ich („Du bist auch schuld. Nein, das mag ich nicht. Das ist mir zu viel. Ich bekomme ja auch nichts von dir.“) mit dem Erwachsenen-Ich antworten: „Was Du sagst, macht mir mein eigenes Bedürfnis nach... gerade schmerzhaft bewusst. Ich fühle... . “

Es ist paradox: Wenn wir uns in eine neue Liebe hinein verschenken wollen, müssen wir zunächst lernen mehr bei uns zu sein. Sonst ist diese genauso zum Scheitern verurteilt wie die vorige. Erst wenn wir uns die Zeit lassen, uns selbst zuzuhören, wächst die Kraft, den anderen ohne Missverständnis zu hören.

Die wesentlichste Frage einer reifen Paarbeziehung lautet: „Was kann ich für dich tun?“ Wenn beide Partner dieser Frage stellen und bestmöglich darauf antworten, wird die Beziehung erfüllt sein. Wenn wir jedoch ausschließlich versuchen, die Antworten des anderen zu erfüllen und selbst versäumen die eigenen zu geben, kann es nicht weitergehen.

Es ist Geben und Nehmen. Wer ein schlechtes Gewissen beim Nehmen hat, nimmt nicht richtig. Das hat trennende Wirkung, da das Geschenk, das die Präsenz des Anderen für uns ist, gar nicht ausgepackt wird. Nur wer Raum für sich selbst schafft, kann Raum für andere schaffen. Raum ist auf allen Ebenen essenziell für eine gelingende Partnerschaft.

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