Männer brauchen keine Eheberatung

Hallo Paarberater, mein Mann ist kaputt...

Es sind ungefähr gleich viele Männer und Frauen, die bei uns nach Paarcoaching anfragen. Die Frauen sammeln entweder erst Informationen über geeignete Berater oder haben mit ihren...

Es sind ungefähr gleich viele Männer und Frauen, die bei uns nach Paarcoaching anfragen. Die Frauen sammeln entweder erst Informationen über geeignete Berater oder haben mit ihren Männern vereinbart, dass sie sich um einen Beratungstermin kümmern. Die Männer sind häufig auf eigene Faust unterwegs, weil ihre Frau sie unter Druck gesetzt hat, dass eine gemeinsame Beratung notwendig sei.

Männer brauchen keine Eheberatung. Jedenfalls nicht in dem Sinne wie es sich Frauen häufig vorstellen. Frauen denken, dass sie ihren Mann zur Reparatur bringen können. "Hallo Paarberater, mein Mann ist kaputt, er kann nicht sprechen wie eine Frau."

Männer müssen nicht wie Frauen sprechen können. Männer sollten als Männer sprechen können. Das große Drama ist, dass viele Eheberater genau das umzusetzen versuchen, was ihnen die Ehefrauen als Auftrag anliefern. Und das ist häufig die Erwartung, dass der Mann seine Gefühle wahrnimmt, über sie spricht und daran ebenso viel Interesse zeigt wie seine Frau.

Männer sind nicht so an Gefühlen interessiert wie Frauen. Psychologische Studien an Kleinkindern zeigen, dass bereits weibliche Säuglinge mehr Interesse an der Mimik ihrer Betreuungspersonen zeigen als männliche Kinder. Im Vergleich zu Mädchen sind Jungen stärker an den Dingen in der Umgebung interessiert als an der zentralen Bezugsperson.

Frauen brauchen nicht darauf zu warten, dass Männer ihnen ähnlich werden. Das würde ja die Anziehungskraft verringern statt sie zu stärken. Das Verlangen danach, dass Männer sich genauso ausführlich ihrem Gefühlsleben widmen, wie Frauen dies tun, geht am Bedürfnis des Mannes vorbei.

Erkennen Sie die Unterschiede an! Es ist für Frauen und Männer gleichermaßen hilfreich, die unterschiedliche Art und Weise anzuerkennen, wie beide Seiten Gefühle in den Alltag integrieren:

Männer verpacken ihre Erlebnisse in kleine voneinander getrennte Kisten. Die Job-Kiste, die Streit-Kiste, die Sport-Kiste, die Urlaubs-Kiste, die Sex-Kiste. Wenn man mit der einen Kiste beschäftigt ist, spielt die andere keine Rolle. Es ist kein Problem eine Kiste auszublenden, wenn gerade eine andere geöffnet wird. "Wir haben uns zwar miteinander gestritten, aber wir könnten doch jetzt miteinander schlafen. Wo ist das Problem?"

Frauen verweben ihre Erlebnisse, Gefühle, Begegnungen und Bewertungen zu einem Beziehungsteppich. Sie versuchen dabei möglichst alle offenen Enden zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist das Angebot miteinander Sex zu haben, obwohl die emotionale Welle nach einem Streit noch nicht abgeebbt ist, für eine Frau eher eine Zumutung als ein Geschenk.

Warum sollte eine dieser beiden Kommunikationsformen besser sein als die andere? Die männliche Form ermöglicht es auch nach Katastrophen relativ kurzfristig wieder handlungsfähig zu sein. Die weibliche Form sorgt dafür, dass Beziehungen immer wieder in Ausgleich gebracht werden und auf diese Weise lebendig bleiben.

Männer sollten wissen, dass sie mit ihrer Frau anders sprechen können, ohne selbst anders werden zu müssen. Es geht für beide Partner darum anzuerkennen, dass erhebliche Unterschiede bestehen. Hier sind drei Tipps für die Verbesserung Ihrer Ehe ohne Eheberatung (Wir gehen hier davon aus, dass Sie ein verheirateter Mann sind und damit die Entscheidung bereits gefallen ist, dass Sie mit dieser Frau klarkommen wollen. Niemand hat gesagt, dass das immer leicht sein wird.)

  1. Setzen Sie Ihrer Frau Grenzen, wenn sie wieder dabei ist, sie erziehen zu wollen. Prüfen Sie gleichzeitig, warum Sie selbst so empfindlich reagieren und geben Sie Ihrer Frau eine Anleitung, wie sie Sie ansprechen soll, um Ihre Empfindlichkeit zu umschiffen.

  2. Lernen Sie, die Stimmungen Ihrer Frau nicht persönlich zu nehmen. Sie sind es nicht. Selbst wenn sie in persönlichen Angriffen geäußert werden. Die Angriffe Ihrer Frau sind lediglich ein Test für Ihre eigene Standfestigkeit und Unerschütterlichkeit. In dem Maße, in dem Sie ob der Ausfälle Ihrer Frau die Fassung verlieren, verliert sie die Achtung und das vertrauen zu Ihnen.

  3. Treffen Sie die Entscheidung, Ihre Ehe als Projektleiter zu führen. Der männliche Geist arbeitet gerne projektbezogen. Setzen Sie sich Ziele für Ihre Partnerschaft und zerlegen Sie sie in Teilziele genauso wie Sie es mit umfangreicheren Arbeitszielen tun. Setzen Sie sich meßbare und zeitlich begrenzte Ziele und sorgen Sie für eine konsequente Umsetzung. Ihre Partnerin wird Ihre Ausrichtung und Geradlinigkeit zu schätzen wissen.

© 2005 - 2024  Partnerwerk | Henning Matthaei