Welchem Herrn dienst Du?

Seiner Bestimmung folgen

Ein Mann, der nicht seiner Bestimmung folgt, verschwendet sein Leben. Es gibt immer Sachzwänge, die übermächtig erscheinen. Es gibt immer Aufgaben, die dringend erledigt werden...

Ein Mann, der nicht seiner Bestimmung folgt, verschwendet sein Leben. Es gibt immer Sachzwänge, die übermächtig erscheinen. Es gibt immer Aufgaben, die dringend erledigt werden sollen. Es gibt immer eine Frau, die darauf wartet, dass der Mann ins Bett kommt. Aber es gibt keinen Ausweg: Ein Mann muss selbst herausfinden, was er in jedem Moment tun kann, um seiner eigenen Bestimmung näher zu kommen.

Jeder Mann weiß es genau, ob er gerade seinem inneren Weg folgt, oder einem anderen Herrn dient. Von frühester Kindheit an werden wir trainiert, unsere innere Stimme zu leugnen, den eigenen Weg zu ignorieren und gehorsam zu sein. Schulen dienen vor aller Wissensvermittlung auch der Disziplinierung. Der Grund dafür, dass es Jungen mit der Schule viel schwerer haben als Mädchen, ist der vergleichsweise hohe Grad an Selbstverleugnung, der den Jungen abverlangt wird. Anstatt Richtung und Inhalt des Lernens durch das Kind bestimmen zu lassen, wird ein Korsett aus Vorstellungen über den freien Geist gezogen. Später wundert sich die Gesellschaft über Gewalttätigkeit, Burnout und Beziehungsunfähigkeit. Es ruft aus dem Mann, wie in den Jungen hineingerufen wurde.

Die Frau, die mit einem Mann zusammen lebt, der seinem eigenen Weg nicht vertraut und seiner inneren Stimme nicht folgt, hat entsprechende Schwierigkeiten ihm zu vertrauen. Sie wird ihn permanent bewusst oder unbewusst auf seine innere Zerrissenheit hinweisen — durch Unzufriedenheit, Unklarheit und Forderungen. Diese Forderungen sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Sie sind ein Akt der (unbewussten) Verbundenheit, des Wissens, dass er nicht seiner eigenen Bestimmung folgt und mit allen Mitteln darauf hingewiesen werden muß.

Ein Mann, der mit einer unzufriedenen Frau zusammen lebt, sollte sich nicht über seine Frau beschweren, sondern sich selbst fragen: An welchem Punkt lebe ich nicht meine Möglichkeiten, mein Potential, meine männliche Essenz? Es ist schon ein göttlicher Witz, dass unsere christliche Kultur ursprünglich auf dem Bekenntnis eines autonomen Mannes zu seiner eigenen Bestimmung beruht — jenseits aller Traditionen und Konventionen seiner Zeit. Letztlich hat er seine unerschütterlich menschliche Haltung zwar mit dem Leben bezahlt, aber dafür hat er gelebt, bevor er starb.

Drei Fragen, mit denen Mann arbeiten kann, um seine männliche Essenz (seinen Lebenssinn, seine Bestimmung) weiter zu klären:

  1. Wenn ich mich entscheiden müßte, ob ich lieber vollkommen geliebt werde oder ob ich alles erreiche, was ich mir vornehme, wie würde ich mich entscheiden?
  2. Wenn ich morgen sterben würde, was wäre das wichtigste, was ich noch zu tun hätte?
  3. Wenn ich den Mut hätte, ein bißchen über die Grenze meiner Komfortzone hinauszugehen, was würde ich anders machen wollen?

Es gibt nichts weniger zufriedenstellendes für einen Mann, als ein zufriedenes Leben zu führen. Männer lieben Herausforderungen, Aufgaben, Schwierigkeiten, an denen man wachsen kann. Solange wir uns diese Aufgaben von anderen zuteilen lassen, anstatt selbst bewusst darüber zu entscheiden, welchem Zweck unser Handeln dient, leben wir an uns selbst vorbei.

Widmen Sie eine Stunde täglich Ihrer Bestimmung, selbst wenn Sie noch nicht wissen, wie sie konkret aussieht. Nutzen Sie die Zeit, um tiefer in sich hineinzuhorchen, was Ihre persönliche Mitteilung an die Welt ist, was Ihr einzigartiges Geschenk für die Menschen ist, mit denen sie umgehen. Wenn Sie ein Stück davon zu fassen bekommen haben, gehen Sie los und tun es — egal, was andere darüber denken oder sagen könnten. Je mehr Sie diesen Impulsen Ihrer Seele folgen, desto stärker wird die befreiende Wirkung Ihres Handelns, für Sie selbst und für andere.

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